Carl R. Rogers

Carl R. Rogers (1902-1987) gilt als einer der wichtigsten Vertreter der Humanistischen Psychologie und Pädagogik und als Begründer des Personzentrierten Ansatzes.

Dieser Ansatz ist von Rogers über Jahre hinweg Schritt für Schritt entwickelt worden. Seine Erkenntnisse und die Entwicklung des Ansatzes sind auch stark biografisch bedingt.

Rogers ist nach eigenen Aussagen sehr rigide nach strengen moralischen Prinzipien und Werten erzogen worden. Erfahrungen von Nähe und persönlicher Vertrautheit, gar Intimität gab es angeblich in seiner Familie nicht.

So ist es nicht verwunderlich, dass Rogers´ Interesse an der Psychotherapie, zu der er schließlich nach einem agrarwissenschaftlichen Studium und einem abgebrochenen Theologiestudium kam, eng verbunden ist mit seiner eigenen frühen Einsamkeit und dem Bedürfnis, zu anderen Menschen eine Beziehung im eigentlichen Sinn zu leben.

Nach und nach erkannte Rogers, welche Wirkung emphatische Zuwendung und bedingungslose Wertschätzung und Akzeptanz auf einen Menschen und seine Entwicklung haben.

Im Zentrum steht die Person.

Rogers hat erkannt, dass in einer Beziehung, in der sich der Klient sicher und akzeptiert fühlt, es dem Klienten möglich ist, sich, sein Erleben und seine Gefühle, wahrzunehmen, wie sie sind, und diese anzuerkennen.

Der Therapeut kann diesen Prozess unterstützen, indem er selbst seinem Erleben gegenüber offen ist und indem er sich seines Erlebens bewusst ist. Er verfolgt keine Absichten und keine Ziele und wendet keine Interventionsstrategien an, sondern begleitet sein Gegenüber akkurat in seinem Prozess.

Rogers hat im Verlauf seines Lebens und seiner Arbeit selbst einen Entwicklungsprozess vollzogen. Sein Selbstverständnis hat sich verändert: Er sieht sich nicht, wie in klassischen Settings, als professioneller Experte, ja nicht einmal als Therapeut einem Klienten gegenüber, vielmehr sieht er sich als Mensch, der einem anderen Menschen begegnet.

Ruth Cohn, Begründerin der Themenzentrierten Interaktion, war 1965 bei einem Kongress Demonstrationsklientin und schildert ihre Erfahrung folgendermaßen:

„Carl Rogers beeindruckte mich tief. Er arbeitete ohne Regression, ohne Interpretation, ohne Spiel, ohne Übungen, ohne Gestalttechniken. Er arbeitete mit der Fähigkeit, sich voll auf den anderen zu konzentrieren und sich zugleich in sich selbst zu versenken, um aus der Tiefe heraus den Anderen zu verstehen. Ich habe keinen begabteren Therapeuten kennen gelernt.“

 


(Cohn & Farau (1984), Gelebte Geschichte der Psychotherapie, S. 289)

(Foto: http://www.awaken.com/wp-content/uploads/2013/02/Carl-Rogers-520.jpg)