Der Personzentrierte Ansatz

Carl. R. Rogers gilt als Begründer des Personzentrierten Ansatzes. Wie der Name schon sagt, stehen dabei die Person des Klienten und des Therapeuten sowie deren Beziehungsgestaltung im Zentrum.

Das folgende Zitat von Rogers zeigt den Kern dieses Ansatzes:

„Wenn ich eine Beziehung herstellen kann, die auf meiner Seite so charakterisiert ist:

  • Authentizität und Transparenz, ich zeige mich in meinen wirklichen Gefühlen;
  • warmes Akzeptieren und Schätzen des anderen als eigenständiges Individuum;
  • Einfühlung, die Fähigkeit, den anderen und seine Welt mit seinen Augen zu sehen;

Dann wird der andere in dieser Beziehung:

  • Aspekte seines Selbst, die er bislang unterdrückt hat, erfahren und verstehen;
  • finden, dass er stärker integriert ist und eher in der Lage sein, effektiv zu agieren;
  • dem Menschen, der er sein möchte, ähnlicher werden;
  • mehr Selbstständigkeit und Selbstbewusstsein zeigen;
  • mehr Persönlichkeit werden, einzigartiger und fähiger zum Selbstausdruck;
  • verständiger, annahmebereiter gegenüber anderen sein;
  • angemessener und leichter mit den Problemen des Lebens fertig werden können.“

(Rogers (132000), Entwicklung der Persönlichkeit, S. 51.)

 

Zentrale Thesen Rogers lauten also:

  • Der Mensch hat die Tendenz zur Selbstverantwortlichkeit.
  • Der Mensch hat die Tendenz zur Selbstbestimmung.
  • Der Mensch hat die Tendenz zur Selbstgestaltung.
  • Der Mensch hat alle Kräfte in sich, um sein Leben positiv zu gestalten.
  • Das Leben ist im besten Fall ein fließender, sich wandelnder Prozess, in dem nichts starr ist.

(nach: Rogers (132000), S. 31-52, S. 164-195)

 

Folgende Haltungen prägen den Personzentrierten Ansatz

Empathie

Empathie ist nach Carl Rogers die Fähigkeit des Therapeuten, „die Erlebnisse und Gefühle des Klienten und deren persönliche Bedeutung präzise und sensibel zu erfassen“ (Rogers, Therapeut und Klient, S. 23). Sie ist „ein unmittelbares Gespür im Hier und Jetzt für die innere Welt des Klienten mit ihren ganz privaten personalen Bedeutungen, als ob es die Welt des Therapeuten selbst wäre, wobei allerdings der Als-ob-Charakter nie verlorengeht“ (Rogers (192007) Therapeut und Klient, S. 23).

Akkurate Empathie bedeutet quasi, eine Weile in den Schuhen des Anderen zu gehen im Wissen, dass es letztlich dessen Welt bleibt.

Eine Beziehung, die von akkurater Empathie geprägt ist, führt letztlich dazu, dass das Gegenüber das Empfinden hat, in seinem Erleben und mit seinen Gefühlen verstanden zu werden, ohne analysiert und beurteilt zu werden. Das wiederum ermöglicht, dass das Gegenüber zu sich selbst kommen und sich entfalten kann. (nach: Rogers (1974) Lernen in Freiheit, S. 113)

Akzeptanz

Akzeptanz ist eine Haltung der Wertschätzung, in der nach Rogers der Therapeut seinem Klienten „tiefe und echte Zuwendung entgegenbringt und sie auch äußert. Wenn diese Zuwendung frei ist von Beurteilungen und Bewertungen der Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen des Klienten, verdient sie die Bezeichnung ‚bedingungsfreies Akzeptieren‘“ (Rogers (192007) Therapeut und Klient, S. 27). Es geht also um eine Begegnung im Hier und Jetzt, um ein absichtsloses und bedingungsloses Wahrnehmen und Lassen dessen, was sich im Moment zeigt. Dann kann ein Veränderungsprozess in Gang kommen.

Transparenz / Kongruenz

Der Begriff der Kongruenz besagt nach Rogers, „dass der Therapeut sich dessen, was er erlebt oder leibhaft empfindet, deutlich gewahr wird und daß ihm diese Empfindungen verfügbar sind, so daß er sie dem Klienten mitzuteilen vermag, wenn es angemessen ist. Auf diese Weise ist der Therapeut in der Beziehung transparent für den Klienten“ (Rogers (192007) Therapeut und Klient, S. 31).

Rogers selbst bezeichnet die Kongruenz als „die grundlegendste unter den Einstellungen des Therapeuten, die den positiven Verlauf einer Therapie fördern“ (Rogers (192007) Therapeut und Klient, S. 30, S. 162). Dadurch, dass der Therapeut also kongruent ist, seine eigene emotionale Situation wahrnimmt und sie auch zeigt und etwas davon mitteilt, lädt er sein Gegenüber ein, ebenfalls wahrzunehmen, was es im Moment erlebt und davon zu sprechen.

In der Personzentrierten Arbeit geht es also nicht darum, Prinzipien zu vermitteln, Handlungsanweisungen zu geben oder Verhaltensweisen einzuüben, vielmehr geht es um die Gestaltung einer Beziehung und damit um eine Begegnung, die es dem Klienten ermöglicht, sich selbst genauer kennen zu lernen und aus sich heraus Perspektiven zu entwickeln und Veränderungsprozesse zu gestalten.